Tante Leonies Sofa

Vom Sofa aus verstellte nichts

Die aufs Portal der Kirche freie Sicht

Sie konnte Kommen und Gehen der frommen Kirchengänger sehen

So war das Sofa lange Zeit der reinste Tempel strenger Sittsamkeit

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Und an dem Tag, als Tante Leonie nach langer Krankheit starb

War jedem klar, ihr Lieblingssofa passte nicht ins Grab

Man stellte es in einem alten Möbelschuppen ab

Marcel, ihr Lieblingsneffe, genau genommen

Hat das Familienstück vererbt bekommen

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In einem Anflug von Begeisterung schenkte es Marcel

Einem Pariser Canapé-bedürftigen Bordell

Die Damen zierten sich nicht und okkupierten es schnell

War es dem alten Sofa recht oder vielmehr eine Qual

Herr Gott, es blieb dem Canapé ja keine Wahl

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So ziemlich alles dringt irgendwann ans Ohr

Doch niemand weiß, wo sich die Spur des alten Sofas verlor

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